Willkommen im Rätischen Dreieck

Als Terra Raetica (rätisches Land) bezeichnete man zur Zeit der Römer die kulturelle Gemeinschaft mehrer Völker des Alpenraumes.

Heute gewinnt die Terra Raetica ein neues Gewicht: die Regionen im Dreiländereck Österreich, Schweiz, Italien rücken wieder näher zusammen. Am 19.12.2007 haben die Landeshauptleute von Tirol und Südtirol und der Graubünder Regierungsrat in einem feierlichen Akt die Gründung des Interreg Rates Terra Raetica beschlossen. Die Zielsetzung sei eine verstärkte grenzüberschreitende Kooperation mit einem einzigen gemeinsamen Management durch den Interreg-Rat und mit einer stärkeren Verzahnung der Interreg-Projekte zwischen den beteiligten Regionen bzw. Ländern.

 


„Um das Steinwild steht es gut“

Interreg-Projekt „Nachhaltiges Steinwildmanagement in der Terra Raetica“ erfolgreich abgeschlossen

Publiziert in 26 / 2021 - Erschienen am 2. August

 

Pitztal - Wenn es um Energiefragen geht, um die „hohe Politik“ in Rom, um „Parteigeschichten“ auf Landes- und Bezirksebene oder um klassische Vinschger Anliegen ist der Parlamentarier Albrecht Plangger seit Jahren ein gefragter Mann. Mindestens ebenso viel Herzblut steckt der „Abi“ aber auch in seine große Leidenschaft, die Jagd. Besonders angetan hat es dem Jäger aus Graun die Steinwildpopulation im Dreiländereck. Am 13. Juli fand in St. Leonhard im Pitztal die Abschlussveranstaltung des mehrjährigen Interreg-Projektes „Nachhaltiges Steinwildmanagement in der Terra Raetica“ statt. „Um das Steinwild steht es gut “, konnte Albrecht Plangger in seiner Funktion als Projektkoordinator zusammenfassend feststellen. Im Mittelunkt der Arbeiten stand das Steinwild-Monitoring. Vor allem die grenzüberschreitende Steinwildkolonie „Sesvenna“ zwischen Südtirol und der Schweiz und die Kolonie „Weisskugel“ zwischen Südtirol und Nordtirol wurden im Rahmen des Projektes näher untersucht. Projektpartner auf Südtiroler Seite waren die Gemeinde Graun und die Jagdreviere Graun, Mals und Taufers im Münstertal. Auf Nordtiroler Seite arbeitete der Naturpark „Kaunergrat“ mit und auf der Seite der Schweiz das Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden (Außenstelle Unterengadin).

 

Kenntnisse vertiefen

 

Die Hauptziele des Projektes waren es, die Kenntnisse über die Steinwildkolonie „Sesvenna“ zu vertiefen, die Entwicklung einer grenzübergreifenden Kooperation für das Monitoring der gesamten Population zu fördern und Aktionen zu definieren und durchzuführen, um das Monitoring und die Bewirtschaftung der gesamten Population für einen langen Zeitraum zu garantieren. Es wurde beobachtet, gezählt, besendert und untersucht. Im Zuge des Projektes wurden die Zähl- und Überwachungsmethoden für die Grenzkolonie „Sesvenna“ standardisiert. Es wurden koordinierte Tätigkeiten organisiert, die einheitliche und somit wissenschaftlich vergleichbare Daten lieferten. Auch die Raumnutzung und das Wanderverhalten, die genetische Charakterisierung der Kolonie „Sesvenna“ und der Unterschied zur Kolonie „Weisskugel“ waren Themen des Projektes. Die Kommunikation in Sachen Steinwild zwischen Bozen, Rom (staatliche Umweltbehörde ISPRA), Graubünden (Chur) und Nordtirol ist laut Albrecht Plangger nun gegeben „und es wird grenzüberschreitend zusammengearbeitet.“ Im Jahr 2020 wurden z.B. in Graubünden 403 Stück Steinwild gezählt, im Südtiroler Teil der Kolonie „Sesvenna“ waren es 102. Mit Grußworten an die starke Delegation aus dem Vinschgau und an allen weiteren Teilnehmer, die zur Abschlussveranstaltung in das Pitztal gekommen waren, warten der Bürgermeister der Gemeinde St. Leonhard, Elmar Haid, und der Geschäftsführer des Naturparks „Kaunergrat“, Ernst Partl, auf.

 

Tiroler Steinwildzentrum

 

Die Veranstaltung fand nicht zufällig in St. Leonhard statt, denn dort ist in den vergangenen Jahren das Tiroler Steinwildzentrum mit Ausstellungsräumen und einem interessanten Freigelände entstanden. In St. Leonhard besitzt das Land Nordtirol eine rund 20.000 Hektar große, zusammenhängende „Landesjagd“. Hier soll in Zukunft auch Forschung betrieben werden. Außerdem sollen im Steinwildzentrum die Bestandsentwicklungsdaten aus Nordtirol und Südtirol sowie aus dem Engadin zusammenfließen. Im Anschluss an eine Führung durch das Steinwildzentrum und das Freigelände wurden die Ergebnisse des Projektes und eine gemeinsame Broschüre vorgestellt. Die Wildbiologin Paola Semenzato stellte die Ergebnisse zusammen mit Fachkollegen im Detail vor. Unisono hervorgehoben wurde, dass die Projektziele erreicht wurden. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei zwar gelungen, aber es wäre wichtig, ein Nachfolgeprojekt auf den Weg zu bringen, um diese Zusammenarbeit entsprechend zu festigen. Laut Albrecht Plangger wird es auf der Basis der Projektergebnisse bald ein Treffen zwischen dem Amt für Jagd und Fischerei in Bozen und in Chur geben, um das gemeinsame Steinwildmanagement der grenzüberschreitenden Kolonie „Sesvenna“ zu beschließen. Detail am Rande: Italiens oberster Wildbiologe Piero Genovesi von der ISPRA, der auch für die Thematik Wolf und Bär zuständig, ist bereits zweimal auf den Reschen gekommen und wollte auch an der Abschlussveranstaltung teilnehmen, musste aber kurzfristig absagen, weil ihn der neue Umweltminister Roberto Cingolani mit einem dringenden Auftrag betraut hatte.

 

Quelle: Der Vinschger - Josef Laner

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